Kunstraum Lakeside, Klagenfurt
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Notes on Landscape
Werke von Paula Bruna Pérez, Mercedes Mangrané Mora, Francisco Navarrete Sitja, David Ortiz Juan
Die Ausstellung Anmerkungen zu Landschaft (…) zeigt vier künstlerische Positionen, die den Gemeinplatz „Landschaft“ und die daran geknüpften Vorstellungsbilder nicht einfach als gegeben, sondern als Grundlage für permanent neu zu definierende Handlungsfelder begreifen. Ausgehend vom künstlerischen Prozess, der das Potenzial hat, sich vom Kunstwerk zu emanzipieren und zur eigenständigen Form zu werden, liegt der Fokus der Schau auf Entwicklungsverläufen, Phasen, Werdegängen, Entfaltungen und Verfahren. Der Begriff der Landschaft, der sich einer einheitlichen Definition entzieht und je nach geografischen, territorialen, soziopolitischen und ökonomischen, sowie ästhetischen, ethnologischen und philosophischen Voraussetzungen immer wieder neu konstituiert, dienst dabei als kleinster gemeinsamer Nenner. Für die beteiligten Künstler*innen ist „Landschaft“ der Ausgangspunkt für die Erfassung und Konstruktion unserer Welt und nicht zuletzt eine Kategorie der Wahrnehmung.
In diesem Spannungsfeld verhandelt Paula Bruna Pérez mit El Plantoceno* Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit und verknüpft diese mit in Auflösung befindlichen Grenzlinien zwischen Mensch und Pflanzenwelt sowie zwischen Kultur und Natur. Unter Bezugnahme auf Timothy Mortons Buch Dark Ecology (2017) argumentiert Paula Bruna Pérez, dass wir nur dann ein ökologisches Bewusstsein entwickeln und die komplexen Zusammenhänge der Ökosphäre verstehen können, wenn wir die Existenz anderer Formen der Zeitlichkeit, anderer räumlicher Maßstäbe und anderer Protagonist*innen anerkennen. Aus dieser Prämisse entwickelt die Künstlerin mit El Plantoceno eine Geschichte über die Konflikte des Anthropozäns, die auf einer erfundenen geologischen Ära basiert. Im Gegensatz zum Anthropozän, einer kürzlich definierten geologischen Epoche, deren Protagonist der Mensch ist, stellt El Plantoceno die Hegemonie unserer Spezies in Frage und entwirft ein para-menschliches Szenario.
Mercedes Mangrané Mora begreift in Sublimación inversa Landschaft als Prozess der Innerlichkeit, der seinen Ausdruck jedoch in den Oberflächen und in der materiellen Beschaffenheit ihrer Malereien findet. Ihre Arbeiten gehen häufig von der genauen Beobachtung der Details des täglichen Lebens aus, wobei Mercedes Mangrané Mora in ihrer Analyse sowohl ein anthropologisches wie auch ein poetisches Interesse verfolgt. Sie hinterfragen die Räume, die Gesellschaft konstituieren und Gemeinschaft fördern: profane Freizeitlandschaften finden dabei genauso Ausdruck in ihren Malereien wie die Stadt als komplexer Ort menschlicher Interaktion und architektonischer Elemente wie Ecken, Kanten, Kreuzungen oder Blickachsen. Mangrané geht es darum, wie man mit der Sinnlichkeit der Oberfläche umgeht und wie ein gewisses Gefühl der Nähe entsteht, indem etwas Bestimmtes in etwas Abstraktem sichtbar wird.
Das politisch-strategische Interesse an bestimmten Territorien, zeichnet Francisco Navarrete Sitja mit El agua es al cuerpo, el cuerpo es al alga, el alga es al trayecto anhand der Verdrängung informeller Gemeinschaften in der Nähe von Barcelona nach. Ausgangspunkt seiner Recherche ist der „Rec Comtal“, ein ehemaliger Bewässerungskanal, der die Bewohner*innen von Barcelona über viele Jahrhunderte mit Wasser versorgte und ein Teil dessen in Vallbona im Stadtteil Nou Barris bis heute erhalten geblieben ist. In vielfältigen Äußerungsformen wie Zeichnungen, Karten, Manuskripten, Fotokopien, Diagrammen oder Fundstücken, Videoanimationen und Klanglandschaften verknüpft Francisco Navarrete Sitja Recherchen über die Geschichte des Kanals mit den Geschichten jener Menschen, die heute an seinen Ufern leben.
Ähnlich politisch, aber auf einer abstrakteren Ebenen beschäftigt sich David Ortiz Juan in Un paisaje en el que habitar mit der Erinnerung historischer Ereignisse. Das Projekt fragt danach, welche Rolle die Figur des „Phantoms“ dabei hat und wie sie sich in Darstellungen der physischen und mentalen Landschaft äußert. Das Projekt ist eine Metapher für die Schichten der soziokulturellen Vergangenheit und Gegenwart Spaniens. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen zwei Ideen: einerseits die Übertragung von Erinnerungen und Ereignissen ohne den Einsatz von Sprache und andererseits die Darstellung des Konzepts des Phantoms als gegenwärtige soziale Figur. Warum verfolgen uns bestimmte Geister und was können wir tun, um diesen Geist zu stoppen? Solchen Fragestellungen begegnet David Ortiz Juan mit Figuren, Technologien und Werkzeugen der Landschaftsvermessung.
Biografie
geboren 1988 in Barcelona, lebt und arbeitet in Barcelona
Ausgewählte Einzelausstellungen
2023
Gravities, Georg Kargl BOX, Wien
Resta, Espai19, Barcelona
2021
Patch, Ana Mas Projects, Barcelona
2020
Drainage Systems, Georg Kargl BOX, Wien
2019
Composicions, kuratiert von Juan Canela, Gallery Weekend, L'Hospitalet, Barcelona
Asir, kuratiert von Javier Hontoria, Museo Patio Herreriano, Valladolid
April season, Side Gallery Casavells, Girona
Susceptible, Cultural Rizoma Celrà, Girona
2018
Flirteo, Nit dels Museus, Jardí Botànic, produziert mit Hangar.org, Barcelona
2017
Recompensa (Reward), Ana Mas Projects, Barcelona
Ausgewählte Gruppenausstellungen
2025
Antoni Vila Casas Painting Award 2025, Museu Can Framis, Barcelona
2024
You You, curated by Kate Sutton, Lombardi—Kargl, Wien
Body at Play, Georg Kargl BOX, Wien
2023
La estética del silencio / The aesthetics of silence, Galeria MAP, Madrid
2022
Little Precious Things, Georg Kargl BOX, Wien
Al Alcance, Dilalica, Barcelona
2021
Let's meet under a cloud of freedom, Artphilein Foundation, Lugano
2020
Would You Be Available…, Georg Kargl Permanent, Wien
Attempt at Rapprochement, Georg Kargl Fine Arts, Wien
2019
Notes on Landscape, kuratiert von Franz Thalmair, Kunstraum Lakeside, Klagenfurt
Premio Internacional de Arte, Fundación Maria José Jove, A Coruña
During the Building of the Great Wall of China, kuratiert von Angel Calvo Ulloa, Luis Adelantado Gallery, Valencia
Selected for the 8è Premi de Pintura, Torres-García group show, Fundació Iluro, Mataró
2018
Produce, produce, produced, kuratiert von Carolina Ciuti and Xavier Acarín für Loop, Barcelona
MARDEL Visual Arts, Centre Cultural Carme, Valencia
2017
DelicARTessen 17, Galería Esther Montoriol, Barcelona
Walk on ice, kuratiert von David Armengol,Can Palauet, Mataró
2016
DelicARTessen 15, Esther Montoriol Gallery, Barcelona
3th Bianyal, kuratiert von David Santaeulària, Vall de Bianya, Olot
Walk on ice, kuratiert von David Armengol, Bòlit Centre d’Art Contemporani, Gerona
Donar joc, Major28 art space, la Floresta, Lleida
2015
Aparteu les Cadires, kuratiert von Joana Hurtado, Can Felipa, Poblenou, Barcelona
Los lugares amenos, kuratiert von David Armengol, Espacio AB9, Murcia
9a Biennal d’Art Leandre Cristòfol, kuratiert von Gloria Picazo, Centre d’Art La Panera, Lleida
2014
El descens, Mercedes Mangrané & Gerard Ortin, Cicle Pertorbacions, Capella de St Roc, Valls, Tarragona
El cordón de plata, Cyan Gallery, Art Nou, Barcelona
Artificialia, Cyan Gallery, Barcelona
2013
Wavy Banners, THE WAVE, Norre Snede, Humlum, Vorgod-Barde, Sdr, Nissum, Dänemark
Les murs du temps, Cyan Gallery, Barcelona
Materia de Ensayo, DEMOLDEN Video Project Space, Santander
El espacio cósmico estaba ahí, en dos o tres centímetros, kuratiert von Juan Canela, Galeria Bacelos, Vigo
2012
Ouverture, Sala d’Art Jove, kuratiert von Quico Peinado und Rachel Fendler, Barcelona
...And you will know us by the trail of bread, Karat, Köln
2010
Lo de siempre raras veces ocurre, Halfhouse, Barcelona
Invasion of privacy, kuratiert von Not famous yet, Oxford
Biennal d’Amposta ‘10, Centre d’Arts Visuals Terres de l’Ebre, Tarragona
S/T, Facultat de Belles Arts, Universidade da Coruña, Barcelona
Bcn Producció, La capella, Kollaboration mit Quim Packard’s project, Barcelona
9a mostra d’art jove de Mataró, espai f, Mataró
Western, Liminal Gr, Sala Off de Gracia, Barcelona
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